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Allgemeine Zeitung, 07.05.2012

Es wird heißer und trockener

Uni-Professor Mitchell spricht über Auswirkungen des Klimawandels in Namibia  

Der Klimawandel naht rasant und nichts kann die Erderwärmung stoppen. Das meint der südafrikanische Professor Duncan Mitchell von der Universität Witwatersrand (Wits), der zu diesem Thema eine Präsentation bei der Wüstenforschungsstation Gobabeb gegeben hat.

(Foto): Professor Duncan Mitchell ist zuversichtlich, dass der Klimawandel in dieser Region die Oryxantilope kaum beeinflussen wird. Andere Säugetierarten, wie zum Beispiel Elefanten oder Nashörner, könnten sich aber bis 2050 kaum anpassen und seien durch steigende Temperaturen sowie sinkende Niederschläge bedroht.

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Swakopmund/Gobabeb – „Es ist zu spät. Auch wenn alle Länder der Welt sofort einen Grünen Plan einführen, ist der Klimawandel nicht aufzuhalten“, sagte Mitchell. Und: „Der Kampf ist schon verloren. Es gibt einfach zu viele Treibhausgase.“ Laut dem Professor hat eine Gruppe Spezialisten den Klimawandel intensiv untersucht und ihre Ergebnisse nicht wie in der Vergangenheit auf Spekulationen basiert. „Der Klimawandel ist derart fortgeschritten, dass wir unsere Studien mit handfesten Beweisen der vergangenen Jahre belegen können“, so Mitchell.

So würden alle Tiere sowie Pflanzen den Einfluss der Erderwärmung am meisten spüren. In Namibias Fall werde sich die Durchschnittstemperatur erhöhen und es werde längere und heißere Dürrezeiten geben. „Das Klima in Namibia wird sich zu einem durchgehenden Sommer verändern“, so Mitchell. Die Niederschlagsmenge werde hierzulande sogar um 20 bis 40 Prozent fallen. „Bei Gobabeb wird es ab dem Jahr 2050 weniger als zehn Millimeter regnen“, so Mitchell. In der Namibwüste, wo es im Schnitt 100 Millimeter regnet, werde es dann nur noch 60 mm Regen pro Jahr geben.
 
Anhand seiner Statistiken zeigte Mitchell, dass der Klimawandel allerdings „nichts Neues“ sei. So habe dieses Phänomen schon sechs Mal den Großteil aller Lebewesen auf der Erde ausgerottet. Er verwies auf den ersten datierten Klimawandel vor etlichen Millionen Jahren, bei dem 95 Prozent aller Lebewesen, u.a. die Dinosaurier, ausgestorben seien. „Eine kürzlich verfasste Studie hat 1700 Spezies untersucht und festgestellt, dass alle Lebewesen derzeit in günstige bewohnbare Gebiete wandern“, so der Professor. Und: „Um zu überleben, siedeln die Tiere um.“ Dennoch erwartet er, dass sehr viele Pflanzen- und Tierarten bis 2050 aussterben werden.


In diesem Zusammenhang habe man Mäuse untersucht, die bis zu einem Jahr leben. Der jährliche Nachwuchs würde sich der verändernden Umwelt anpassen und somit die Einflüsse im Jahr 2050 eventuell überleben. Andere Säugetiere, wie Elefanten oder andere große Tiere, könnten sich wegen der langen Lebensdauer bis 2050 nicht entsprechend anpassen und würden wahrscheinlich aussterben. „Oder werden sich Elefanten vielleicht doch anpassen? Das wissen wir nicht und das wollen wir jetzt untersuchen“, so Mitchell. Eine solche Studie verlange allerdings viel Zeit und müsse über mehrere Jahre durchgeführt werden. Es sei somit ein Kampf gegen die Zeit. Neben der verändernden Umwelt erwartet Mitchell auch viele neue Krankheiten, die sich bei Menschen und Tieren entwickeln werden.


Bestimmte Tiere würden eine Erwärmung in Namibia überleben, meint Mitchell und nannte als Beispiel die Oryxantilope. Dieses Tier habe sich in der Vergangenheit sehr gut angepasst und könne wochenlang ohne Trinkwasser in der Wüste überleben. In Namibia habe man bereits bestimmte Antilopen und Geparden markiert, um ihre Anpassung zu überwachen. „Wir können mit Sicherheit sagen, dass der Klimawandel die Oryxantilope so gut wie kaum beeinflussen wird“, so der Professor.


Laut Mitchell wird es in Namibia und Südafrika deutlich wärmer, das Gleiche gelte für den Mittelmeerraum. In anderen Teilen der Welt, wie zum Beispiel im Norden Russlands, werde es kälter und deutlich mehr regnen. Mitchell sieht den Klimawandel als Teil eines natürlichen Prozesses. „Wenn der Großteil aller Lebewesen ausgestorben ist, wird es in mehreren Millionen Jahren wieder Wesen auf der Erde geben. Diese Tiere, Pflanzen werden aber bestimmt nicht die gleichen sein, die wir heute haben“, so der Professor abschließend.
Von Erwin Leuschner
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