mix_april_12

Who needs a visa/Wer braucht ein Visum

Sonderinitiative neu erklärt

AZ, vom 24.01.2013, Wieczorek-Zeul will wissen, was an der Basis geschieht

Otjimbingwe-047-400x300Die Besucherin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat gestern ihre Erkundungsreise von vier Tagen abgeschlossen. Neben anderen Fragen der deutsch-namibischen Kooperation wollte sie die deutsche Sonderinitiative zur Förderung von Nachfahren kriegsgeschädigter Gemeinschaften auch an der Basis erfahren.
 
Windhoek – Wieczorek-Zeul hat für die Sonderinitiative, die sie durch persönliches Engagement nach ihrem denkwürdigen Besuch zum 100-jährigen Gedenken des Deutsch-Herero-Kolonialkriegs im August 2004 noch im Rang als Ministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit aus der Taufe gehoben hatte, sowohl von deutschen Parlamentariern als auch von unzufriedenen Namibiern viel Kritik einstecken müssen. Auf namibischer Seite kam die Befürchtung aus dem Herero-Lager, dass die Sonderinitiative die Reparationsansprüche verwässern könnte, die ein Großteil der Ovaherero und Nama getrennt und außerhalb der formalen und eingefahrenen deutsch-namibischen Kooperation einfordern will. Die Sonderinitiative dürfte Ende dieses Jahres oder 2014 auslaufen.

Litalia /Kharuxas, links, begrüßt Heidemarie Wieczorek-Zeul und den deutschen Botschafter Onno Hückmann im Viehkral von Otjimbingwe. /Kharuxas hat durch die deutsche Sonderinitiative im Oktober vergangenen Jahres acht Ziegen erhalten. Seither hat sie die kleine Herde durch Nachzucht und Ankauf auf 26 Tiere vermehren können.
 
Die Besucherin hat bei ihren Auftritten von Montag bis gestern deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht als Vertreterin der Bundesregierung sondern als Mitglied der Opposition aufgetreten ist. Während ihrer gestrigen Pressekonferenz hat sie angedeutet, dass bei Interesse auf namibischer Seite gute Chancen bestünden, die gezielte Förderaktion der Gemeinschaften noch einmal zu verlängern.

Im Gespräch mit der namibisch-deutschen Freundschaftsgruppe des Parlaments am Montag hat sie das Verständnis für die deutsche Sonderinitiative zu vertiefen versucht. Die Freundschaftsgruppe hat das Thema auch auf ihre Tagesordnung gesetzt, wenn sie in Berlin mit dem Gegenpart im deutschen Bundestag auf „brennende Themen“ der namibisch-deutschen Beziehungen eingehen wird.

Wieczorek-Zeul räumte ein, dass die anfängliche Verzögerung der Sonderinitiative an ihrer Geduld gezehrt habe, als Präsident Pohamba bei seinem damaligen Deutschlandbesuch die Förderinitiative für die Nachfahren kriegsgeschädigter Gemeinschaften nicht unterzeichnen wollte. Sowohl Wieczorek-Zeul als auch der Vorsitzende der Freundschaftsgruppe, Prof. Peter Katjavivi, haben bei der Begegnung am Montag jedoch ihre Zufriedenheit ausgesprochen, dass die Initiative – von ursprünglich 20 Mio. Euro nunmehr auf 30 Mio. Euro aufgestockt – „gut umgesetzt werde“.

Die Initiative war ursprünglich nur für Ovaherero und Nama gedacht, aber die namibische Regierung hat die Förderung dann im beiderseitigen Einvernehmen auf alle Einwohner in einem geographischen Raum ausgedehnt, nachdem die Bewohner auch direkt nach ihren dringenden Bedürfnissen gefragt worden waren. „Unsere Verantwortung bezieht sich auf das ganze Land, inklusive besonderer Gruppen“, betonte Wieczorek-Zeul. „Niemand sollte den Eindruck gewinnen, dass es nur um spezifische Gruppen geht.“ Die Initiative diene der Zukunft einer Region und somit allen Einwohnern und solle erweitert werden.

Wieczorek-Zeul hat während ihres Aufenthalts noch mit Außenministerin Netumbo Nandi-Ndaitwah, mit dem lutherischen Bischof Dr. Zephania Kameeta sowie mit etwa 25 Vertretern der Herero- und Nama-Gemeinschaften gesprochen, die von der Sonderinitiative profitieren oder dafür noch in Frage kommen sollten. Sie wolle sich auch dafür einsetzen, dass bei der nächsten Rückführung menschlicher Überreste aus dem Kolonialkrieg nach Namibia nicht wieder Fehler wie bei dem „Desaster“ der vorigen Rückführung von Gebeinen im September 2011 begangen würden.

Auf dem bilateralen Programm Windoek/Berlin stehen demnächst neue Kooperationsverhandlungen an, ist die Außenministerin Nandi-Ndaitwah in der deutschen Hauptstadt angesagt und wird die namibische Freundschaftsgruppe der Nationalversammlung zu ernsten Gesprächen mit Bundestagskollegen Ende März nach Berlin aufbrechen.
Von Eberhard Hofmann
Go to top